Montag. 21.07.2014

Zum roten Igel

Von Osaka ging es fruehmorgens mit Hanas Schwager Takashi im Auto nach Todatsu auf der Insel Shikoku. Dort waren wir gegen halbelf in unserem Hotel Alpha one angekommen. Einchecken, wie immer, noch nicht moeglich. Also auf die Toilette und umziehen.

Es warteten im deutschen Restaurant "Zum roten Igel" Frai Naito mit ihren Schuelerinnen schon auf uns. Diese waren gerade im angrenzenden Saal bei der Generalprobe. Hier sollten um 13.30 und 16.00 Uhr zwei Konzerte vor geladenen Gaesten stattfinden. Herzliche Begruessung durch den Wirt, Frau Naito und ihre Schuelerinnen, welche gleichzeitig die Organisatorinnen und fleissige Helferinnen. Nach der Probe wurde uns ein Mittagessen serviert. Danach schleppten die Damen die Tische aus dem Saal und stellten die Stuehle fuer die beiden Konzerte auf.

Hana und ich suchten uns unsere Plaetze und packten Zither, Noten und sonstiges aus.
Frau Naito nahm mich beiseite und entschuldigte sich dafuer, das sie mir im nun folgenden Programm mein Solo vom Dritten Mann weggenommen hatte. Dies hatte sie mir tagsvorher bereits per email mitgeteilt. Der Grund dafuer war Herr Naoya Takashio. Er war eigens auch aus Osaka angereist und spielte auf der Zither ausschliesslich Anton Karas Melodien. Ich sagte ihr, das das ueberhaupt kein Problem sei und war  sehr gespannt auf Takashio san. Sie sagte sie mir, ich solle doch nach dem dritten Mann bitte den Cafe Mozart Waltz spielen. Auch kein Problem.

Es dauerte nicht lange und die ersten Gaeste trafen ein, auch Herr Takashio. Eine eher etwas zurueckhaltende Begruessung. Dann sass er auch schon an seinem Tisch, packte seine Horst Teller Zither aus und spielte sich ein. Er war wohl nervoes. Die ersten Toene liessen mich aufhorchen. Das war ja in etwa meine Anreihung der Melodien aus dem dritten Mann. Wenn auch anders gespielt, aber es war sie. Er nestelte danach noch an seiner Zither rum, stand auf und verschwand nach draussen.  

Der Saal fuellte sich. Auch unser stetiger Begleiter, Herr Imamura, hatte den weiten Weg nicht gescheut und war wieder da. Ebenso Herr Nakamura. Es konnte losgehen. Wir nahmen unsere Plaetze ein. Herr Takashio sass bereits wieder an seinem Tisch.  

Nach Schmetterling, Am Woerthsee, Alt Muenchen, Wien, du Stadt meiner Traeume, das Potpourri aus dem Dritten Mann.

Er spielte einen erstaunlichen Karasstil. Applaus, Verneigen, setzen und in sich verharren. Nun ich mit dem Cafe Mozart.

Ich sah sein Zucken und er schaute zu mir rueber. Natuerlich klingt mein Spiel anders, aber die Noten sind ja die gleichen.

Danach spielten Frau Naitoh und ich Wien bleibt Wien. Das Publikum begleitete uns laut klatschend. Die Stimmung bestens. Dann noch mein Johann Strauss Potpourri und wieder Herr Takashio mit einem Stueck nach Karas Art. Ich war gespannt. Und - laus mich der Affe - wieder eine Interpretation, wie ich sie auch spiele. Das gab es doch gar nicht. Nach dem Konzert musste ich hinterfragen.

Wir spielten unser Programm mit der Singenden Zither zu Ende. Das Publikum immer noch im Klatschrausch. Es galoppierte uns davon. So schnell haben wir dieses Stueck wohl selten gespielt. Frau Naito hatte dann die gute und spontane Eingebung, als Zugabe zusammen den Dritten Mann zu geben. Sie, Herr Takashio und ich. Zustimmung bei ihm, Zustimmung bei mir. Ich sollte fuehren.

Der gute Harry Lime. Wir zelebrierten ihn zu dritt. Der Takashio mit etlichen Zwischenlaeufen und Frau Naito mit mir im Takt. Beide super gut drauf. Danach Applaus. Wir verneigten uns und ich zeigte auf Frau Naito und Herr Takashio. Das Eis war gebrochen. Zu dritt verneigten wir uns nochmal. Es war ein gutes, gelungenes, Konzert. Nicht zu vergessen hier die Schuelerinnen von Frau Naito mit ihrer Mandolinensolistin.

Dann ran an Herrn Takashio. Hana uebersetzte und Herr Takashio erklaerte auf mein Fragen, das er, aehnlich wie ich, sich die Musikstuecke aus dem Film immer wieder angehoert und dann zusammengesetzt habe. Ca. 300 mal hat er sich den Film angeschaut und immer und immer wieder die Melodien nachgespielt. Er fragte, ob er beim folgenden Konzert den Cafe Mozart Waltz mitspielen duerfe. Na klar, sagte ich.
Wir tauschten unsere Visitenkarten.

Das zweite Konzert verlief anschliessend aehnlich. Wir verabschiedeten uns von Herrn Takashio und den Gaesten. Nochmal Fotoshooting und dann aufraeumen. Die fleissigen Helferinnen machten das. Dann sollte es zum Abendessen in ein besonderes Restaurant gehen. Ich freute mich riesig auf ein eiskaltes, leckeres, Bier. Vorher noch zum Meer, Sonnenuntergang gucken. Aber, erstmal Augen reiben. Huepften doch auf der Veranda des roten Igels zwei Damen auf und ab. Was ist das fuer ein Tanz, fragte ich Hana. Ganz einfach, Moskitoalarm. So kann man sich diese auch vom Leib halten. Hana eilte sofort zur Hilfe. In ihrer Tragetasche (Horst nannte diese schwarzes Loch) befand sich natuerlich auch ein Mueckenspray. Die Ladies wurden vom Zeh bis zum Rocksaum eingesprueht. Dann die Gesichter und die Arme. Auch wir konnten uns dieser Prozedur nicht entziehen. Anschliessend ging es im Autokonvoi mit Frau Naito und ihren Schuelerinnen zum Meer. Ein toller Blick mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang erwartete uns dort. Einfach zum Geniessen. Waeren da nur nicht die bloeden Moskitos gewesen. Nochmal einspruehen, bereits Gestochene wie Frau Naito, mit anderem Mittel versorgt, dann ab ins Auto zum Restaurant. Leckeres kuehles Bier!

Angekommen, vegetarisches Restaurant, no Alkohol. Klasse, dachte ich. 

Das Essen war edel, der Tee auch, die Besitzer freundlich, es mundete. Ein Tellerchen nach dem anderen wurde serviert. War ich satt !? Ich bestellte mir einen Eiskaffee. Hauptsache kalt.  

Nach dem Essen Bedanken, Foto machen, Abschied nehmen. Letzteres viel doch schwer. Vor allem von Frau Naito. Waren wir uns in den vergangenen drei Wochen doch so oft einander begegnet. Ich drueckte sie herzlich. Ob das der Sitte entsprechend erlaubt war, war mir hier schnurz. Sie laechelte und bedankte sich ebenfalls herzlich. Und dann wieder eine Beschenkung durch die Schuelerinnen. Wir sollen ja wiederkommen. 

Es fiel uns allen nicht leicht. Dann doch, es musste sein, sie zuruecklassen und wir ins Auto rein. Winken. Zurueck ins Hotel.

Kaputt.  

 

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