Liebe Zitherfreundinnen und - freunde


das Ende der Reise ist nah. Heute vormittag war Kofferpacken angesagt. Gleich fahren wir noch einmal nach Nara. Dort findet heute abend das Lichterfest statt. Überall werden Kerzenlichter angezündet. Es soll ganz toll sein. Wir sind gespannt.

4 Wochen Japan. Was ist bisher an Eindrücken verarbeitet ? =

- die auffallende Sauberkeit auf Straßen und Bahnsteigen
- die überall vorhandene Lautsprecherinformation und Musik auf Bahnhöfen
- die einen immer umfahren wollenden Radfahrer
- die unvorstellbare Menschenmenge
- die ungewohnten Essensgewohnheiten
- das Hochziehen der Nase (Schneutzen in der Öffenlichkeit ist verpönt. Ganz schlimm, wenn man einen Schnupfen hat)
- der Betonmoloch Osaka
- die vielen Tempel und Sehenswürdigkeiten
- die ungewohnte Begegnung der Japaner mit der Zither
- die vielen Geschenke von Besuchern unserer Auftritte (z.B. eine DVD vom 3. Mann auf japanisch)
- die Herzlichkeit der Menschen, denen wir persönlich begegnen durften
- das unvorstellbare unterirdische Bahnhofs- und Geschäftenetz in Osaka und Kobe
- die für uns empfundene Umständlichkeit/Freundlichkeit der Japaner ( ein Zugführer zeigt sich z.B. selbst mit dem Finger
  nocheinmal den Fahrplan, den er gerade abfährt und mit der Hand dann in Richtung geradeaus, damit er auch weiß, wo es lang
  geht; die Ansagen im Zug werden tatsächlich noch von ins Mikrofon sprechenden Begleitern vorgenommen und kommen nicht
  vom Band; der Zugbegleiter verneigt sich vor den Fahrgästen, wenn er in ein anderes Abteil wechselt; die mit Blaulicht und
  Sirene fahrende Ambulance fährt ganz langsam über Straßenkreuzungen, so, als wollten sie sich für das Blaulicht und Sirenen
  entschuldigen; beim Geldwechseln sitzen 2 Damen zum Kunden gewandt, dahinter 2 Herren, die das kontrollieren und dahinter
  noch einer, der die vier kontrolliert. und so weiter )

Höhepunkt aus musikalischer Sicht war zweifelsohne das Konzert am 04,08.2012 beim internationalen Verein Ost-Osaka. Wir waren als Special Guests angekündigt. Freitags, 03.08.2012, mit der Bahn nach Ostosaka. Für 9.30 Uhr war der wichtige Soundcheck terminiert. Danach gab es einen Imbiss mit den japanischen Veranstaltern. Am Samstag um 8.00 Uhr morgens wieder mit der Bahn nach Ostosaka, von 9.00 - 10.00 Uhr Generalprobe, danach Generalprobe des Orchesters. Wir waren mit den japanischen Musikern zusammen im Backstageroom untergebracht. Kennenlernen, Beschnuppern, Instrumente stimmen, Schminken, Ankleiden, danach wieder ein Essen mit allen Musikern und den Veranstaltern. Vor Beginn des Konzertes tauchte dann unvorhergesehen der Vorsitzende mit dem Bürgermeister Ostosakas im Backstageroom auf. Der Bürgermeister bat mich, ihm doch einmal die Zither zu zeigen. Also Zither auf einen Ankleidetisch gelegt, Spielweise erklärt und Lili Marlen und Suki Yaki gespielt. Das war dann auch für die japanischen Musiker die erste Begegnung mit dem Instrument Zither. Es erschallte ein vielfaches Sugoi, sugoi ( Entzücken ). Ich tauschte höflich mit dem Bürgermeister die Visienkarte (ganz wichtig in Japan und diese niemals in die Hosentasche stecken). Er bedankte sich sehr. Um 13.30 Uhr wurden dann die Gäste in den Konzertsaal eingelassen, 14.00 Uhr Begrüßung durch den Vorsitzenden, dann Ansprache des Bürgermeisters. Dann endlich Beginn des Konzertes. Das Orchester führte musikalisch gekonnt durch die Länder Europas, so mit Habanero aus Carmen, La vie en Rose, Bacarole, Can-Can, ungarischer Tanz von Brahms und - Lili Marlen für Deutschland. Hana und ich standen hinter der Bühne. Man sollte uns noch nicht zu Gesicht bekommen. In der Pause mußten wir dann schnell unser Equipment (Tisch, mein aus Deutschland mitgenommener Verstärker) auf der Bühne aufbauen und die Zither nochmal stimmen.

Dann ging`s los. Die Moderatorin wollte uns grandios vorstellen. Wir sollten musikalisch die Schweiz und Österreich repräsentieren. Ich hatte allerdings Hana so verstanden, als sollte ich die Bühne betreten. Also stand ich schon dort, ehe die Moderatorin mich ankündigen konnte. Sie schaute mich verdutzt an und ich in Otto-Manier wieder von der Bühne runter. Die Zuschauer lachten und ich mit Victoria-Zeichen lachend ein zweitesmal raus auf die Bühne. Damit hatte ich das Publikum auf meiner Seite. Hana moderierte an und erzählte, das ich, während das Orchester den Can-Can spielte, diesen im Backstageroom in Lederhose getanzt habe. Was auch stimmte. Wieder Lachen im Publikum.

Nun erklärte Hana dem Publikum die Zither mit den 41 Saiten und ich drehte diese zum Publikum hin und zeigte sie. Sugoi, sugoi, sugoi. Allgemeine Verzückung im Saal.

Nun der dritte Mann. Mucksmäuschenstille im Saal. Ich fühlte mich gut und spielte mit den Tönen und dem Publikum. Mal laut, mal zart. mal schnell, mal ziehend und zurückhaltend. 7 einhalb Minuten dritter Mann. Mit Vorspiel und allem drum und dran, was die Zither und ich zu bieten hatte.

Dann letzter Ton - Stille - Befreiung mit tosendem Applaus. Gewonnen.

Es folgte der Cafe-Mozart-Waltz. Gleichermaßen erfolgreich.

Nun war Hana an der Reihe. Sie sang mit glockenreiner Stimme einen wunderschönen Naturjodler a Capella. Tosender Beifall auch für Sie. Dann folgte von uns beiden das in Japan sehr, sehr beliebte Lied "Edelweiss". Das Publikum konnte gar nicht anders, es mußte mitsingen. Es war für Hana und mich ein rundrum sehr schönes Erlebnis.

Dann wollten wir beide von der Bühne gehen. Ging nicht. Rhytmisches Klatschen im Saal deutete das Verlangen auf Zugabe an.
Also wieder ran an die Zither und den "Weg zum Herzen" dargebracht. Anschließend mit Hana noch einen Jodler dargebracht.

Mit anhaltendem Applaus wurden wir danach von der Bühne gelassen.

Damit möchte ich Sie/Euch auch von der japanischen Bühne entlassen und freue mich nun auf ein Wiedersehen in Deutschland.

Bis dahin

Konny

PS: Diesmal ohne Fotos. Davon sind jetzt jede Menge auf meiner Homepage zu sehen = www.kkyrion.de

Sehen Sie sich ein Video an =

http://hfabri.blog96.fc2.com/blog-entry-304.html


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