Freitag, 25.07.2014

Der Koelner Zitherspieler Konny Kyrion zu Besuch beim Oberbuergermeister der ehemaligen Kaiserstadt Kyoto

Heute war also der grosse Termin in Kyoto. Fuer 13.00 Uhr war der Empfang beim Oberbuergermeister der ehemaligen Kaiserstadt Kyoto terminiert. Ich sollte Herrn Kadokawa einen persoenlichen Grussbrief unseres OB Juergen Roters ueberbringen.
Ein bischen Herzklopfen hat man da schon. Obwohl - Herr Kadokawa ist ja auch nur Mensch. Geboren am 23.11.1950, verheiratet und 4 Kinder. Gleicher Geburtstag wie unsere Saengerin Hana. Wenn das mal kein gutes Omen ist!

Allerdings - bevor so ein Termin zustande kommt, gilt es in Japan mit viel Muehe und Aufwand diverse Huerden zu nehmen. So z.B. wie lange ich rede (3 Minuten wurden vorgegeben), wie lange ich vorspiele, wer wann wo fotografieren darf, usw. . Ob das im Buero unseres OB auch so ablaeuft, fragte ich mich.

Bei unserer Saengerin, der Japanerin Hana Fabry, klingelte immer wieder das Handy. Aufgeregte Leute vom Rathausamt wollten immer noch mehr Informationen ueber uns haben. Schliesslich war der Termin dann unter Dach und Fach.
Wir (Hana Fabry und ihr Mann Horst, Herr Nakamura, Filialleiter des japanischen Zitherverbandes in Kyoto und sein Begleiter, Herr Hayakawa) machten uns also auf ins Rathaus der Stadt Kyoto. Es waren 36 Grad Celsius und wir schwitzten ganz schoen. Ob der Hitze oder ob des bevorstehenden Empfanges, schwer zu sagen. Wohl beides.

Wir wurden im Rathaus bereits erwartet und sehr freundlich empfangen. Man fuehrte uns in ein Wartezimmer. Dort nicht lange sitzend, wurden wir in das Rathausbuero fuer internationale Beziehungen geleitet. Ein Grossraumbuero, so wie man es kennt. Die Mitarbeiter - und innen erhoben sich bei unserem Eintritt und es erklang ein gemeinschaftliches freundliches Konnichiwa, was soviel heisst wie "Guten Tag". Es wurde uns Tee serviert und ein jeder dort stellte sich vor und wir tauschten die Visitenkarten. Eine ganz wichtige Zeremonie in Japan. Zuerst die Sachbearbeiter, dann der Assistent des Directors, dann der Director und zum Schluss der Seniordirector. Der Boss von alledem.

Auch er schwitzte. Ob der Hitze oder ob des anstehenden Termines, schwer zu sagen. Er trug die Verantwortung und es sollte ja auch alles fluppen. Keine Fehler bitte.

Ich setzte mich in eine Ecke des Bueros und nahm meine Zither heraus. Sollte ich Viva Colonia anstimmen ? Ich beliess es aber beim einfachen Stimmen. Neugierige Blicke, aber so, das sie nicht auffallen und dabei so tun, als arbeite man wichtig. Das kannte ich doch noch von meiner Buerozeit beim Koelner Gerling Konzern.

Dann fuehrte uns der Seniordirector in das Empfangszimmer. So langsam wurde es ernst. Letzte Protokollabsprachen und warten. Der Seniordirector wischte sich mit seinem Tuch immer wieder ueber das Gesicht. Er tat mir leid. Aus Sympathie holte ich mein Tempotaschentuch heraus, wischte mir ebenso uebers Gesicht und quetschte ein "very hot today" heraus. Ein dankbares Laecheln vom Seniordirector der Lohn. Dann ging die Tuer auf.

Der Oberbuergermeister der Stadt Kyoto, Herr Kadokawa, trat ein und begruesste die Anwesenden. Er trug einen Kimono. Auf den ersten Blick ein sehr sympathischer Herr in meinem Alter. O.K., ein Jahr juenger. Er bat uns wieder Platz zu nehmen. Mit einem sanften Laecheln sagte er "Vielen Dank, ich bin Kadokawa, herzlich Willkommen in Kyoto". Wir schuettelten uns die Haende.

Er erzaehlte von der traditionellen Kultur seiner Stadt und dessen Kuenstlerleben. Viele Veranstaltungen faenden dort jaehrlich statt. Seine besondere Liebe gelte dabei dem Kyoto Sinphonie Orchestra und voller Stolz berichtete er ueber das hohe musikalische Niveau des Orchestras. Das Orchestra wird im naechsten waehrend einer Tournee in 5 verschiedenen Laendern Europas auftreten.

Hana uebersetzte fleissig und nach und nach wurde die Atmosphaere doch sehr entspannt. Dann war ich an der Reihe. Ich bedankte mich fuer das Zustandekommen dieses Termines und den herzlichen Empfang. Auf Deutsch. Sumimasen "Entschuldigung", mein japanisch ist doch leider sehr begrenzt. Ich erzaehlte, das ich seit dem 04.07. einen Monat lang im Sinne der japanisch-deutschen Freundschaft diverse Veranstaltungen des japanischen Zitherverbandes besucht habe. Mit dessen Praesidentin, Frau Tohsiko Naito, haben wir dabei viele Konzerte gegeben, so in Kyoto, Tokyo, Chiba und Kagawa.

Nun der eigentliche Grund des Besuches. Die Uebergabe des Grussbriefes. Ich ueberreichte diesen Herrn Kadokawa und er oeffnete ihn. Beim Lesen huschte mehr als ein Laecheln ueber sein Gesicht. Er mag offensichtlich unseren OB Juergen Roters.

Und er fing an zu erzaehlen. Wie beide sich kennengelernt haben, als Roters san noch nicht Oberbuergermeister der Stadt Koeln war, aber bereits ein "running man" .

Das im letzten Jahr anlaesslich des 50zig jaehrigen Bestehens der Staedtepartnerschaft viele Termine beiderseits stattgefunden haette und sie sich oft getroffen haetten (10 Treffen in 4 Tagen).

Und - das er unseren OB zum Marathon der Stadt Kyoto am 15. Februar 2015 eingeladen hat. Dieser haette zugesagt unter der Voraussetzung, das er, Kadokawa san, ebenfalls mitlaufe. Er haette daraufhin geantwortet, was er koenne, waere mit Roters san nach dem Marathonlauf leckeren Sake trinken.

Ich sollte Herrn OB Juergen Roters nach meiner Rueckkehr aus Japan eindringlich bitten, seine Einladung anzunehmen.

Lieber Herr Oberbuergermeister der Stadt Koeln, das tue ich hiermit gerne und bereits jetzt, wohlwissend, das der 16.02. der Rosenmontagstag ist. An der Stelle braucht es nun Ihr diplomatisches Geschick.

Es wurde aber auch gezithert. Herr Nakamura erklaerte ausfuehrlich die Historie der Zither und deren Bedeutung in Japan. Natuerlich hatte Herr Kadokawa noch nie ein solches Instrument gesehen. Wohl aber gehoert. Was hoert man auf der Zither. Natuerlich das Harry-Lime-Theme aus dem 3. Mann. Also an die Zither und dieses Stueck gespielt. Meine Kurzfassung, die lange dauert etwa 7 Minuten. Andaechtiges Zuhoeren, applaudieren, meine Hornfinger abtasten, mal selbst die Saiten ausprobieren, einfach schoen. Er sagte so etwas, wie - als saesse er jetzt lieber in einem Wiener Heurigenlokal. Ich legte Suki jaki nach. Er sang es mit.

Dann folgte so langsam das Ende unseres Besuches. Herr Kadokawa ueberreichte uns seine Gastgeschenke. Ein grosses Tuch mit der Aufschrift "Do you Kyoto". Er erklaerte uns die Bedeutung dieses Spruches, der in Anlehnung an das Kyotoprotokoll aus dem Jahre 1997 entstanden war. Etwas Gutes fuer die Umwelt tun. Und - in seinem Wahlkampf hatte sich Herr Kadokawa ja fuer den Atomausstieg eingesetzt.

Es wurde ausserdem ein Faecher ueberreicht mit dem Aufdruck des gerade stattfindenden Gion Festivals. Zusaetzlich erhielten wir eine DVD ueber Kyoto und eine CD des Kyoto Sinphonie Orchestras. Wir verneigten uns mehrfach und bedankten uns sehr.

Ich ueberreichte ihm dann meine CD. Hoeflich sagte er, das er diese heute abend bei einem guten deutschen Wein anhoeren wuerde.

Dann die Abschiedszeremonie des Fotoshootings. Wir selbst durften nicht fotografieren, das uebernahmen die Assistenten. Also alle Apparate dorthin und geknipst, was das Zeug haelt. Der OB hatte sichtlich Spass und wusste sich gekonnt an der Zither in Pose zu setzen. Die Visitenkarte austauschen und sich, hoeflich verneigend, verabschieden.

Der Seniordirector begleitete uns bis zum Ausgang des Rathauses und bat uns, einen Artikel ueber diesen Besuch im Kelner Stadtanzeiger zu veroeffentlichen. Sie haetten dann gerne ein Exemplar davon. Das machen wir gerne, sagte ich. Hoffentlich klappt `s

Welch ein Erlebnis.

Konny Kyrion
 

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