Montag, 14.07.2014

Nach dem herzlichen Abschied von der Familie Naito und den Schuelerinnen der Zitherakademie Naito nun auch der Abschied von Tokyo.

Mit dem Shinkansen in Richtung Nagano, ins Gruene, Urlaub !? Ich war gespannt auf diesen Ort Karuizawa, wo wir 3 Tage Erholung und Entspannung suchen wollten. In der Nacht das spannende Endspiel, die Szenen nach dem Sieg. Ich dachte bei mir, Kyrion, Du Kind, wie kann man nur so rumhuepfen, allein im Zimmer. Das musste einfach sein! Hana und Horst, diese "Sportignoranten" nahmen das Ergebnis fast emotionslos zur Kenntnis. War ich doch selbst beim Fruehstueck noch so aufgewuehlt und fuehlte mich wie ein Mit-Weltmeister. Dabei hatte ich den Wecker in der Nacht verpasst und bin erst 5 Minuten nach Spielbeginn ins Spiel eingestiegen. Hymne verpasst, Aufstellung, verpasst und die erste Minuten. Bist Du bloed, dachte ich. In der Halbzeit noch ein Schreck. Wechselten diese unglaublichen Japaner mir nichts Dir nichts einfach den Sender. Ich sah nur noch Werbung. Fluchend flitschte ich mit der Ferbedienung hin und her, bis ich wieder den Ball sah. Gott sei Dank war zwischenzeitlich nichts passiert. Das haette man mal bei uns zu Hause wagen sollen.

Geschafft in doppelter Hinsicht erreichten wir gegen Mittag dieses Karuizawa. Ich rieb mir die Augen und schaute mich immer wieder um. Keine Hochhaeuser, ueberall Berge mit Liften, gruen, gruen, gruen. Wie wohltuend fuer die betongestressten Augen. Wir waren im Oberstdorf von Japan gelandet. Von mir aus auch Koenigswinter. Egal - Hauptsache Gruen.

Unser Hotel Candi Tuft einsam an einer Sackgasse gelegen, der Hotelier, Hiro san, sich vor asiatischer Freundlichkeit ueberschlug. Trotzdem, wie immer, erst um 15 Uhr Eincheckzeit. Gewohnt gelassen, nahmen wir es hin und machten uns ob der grossen Entfernung per Rad zur Stadtmitte. 3 Fahrraeder hatten wir uns bei Hiro san gemietet. Ohne Gangschaltung, aber mit zwei Bremsen. Fuer Japaner gebaut. Man kann sagen, ich sass darauf, wie "en Aap om Schliefstein". Beim Drehen des Lenkers bekam dieser es mit meinen Knien zu tun. Also vorsichtig um die Kurven. Dabei Linksverkehr. Ue-jue-jue.   

Dann die Meile in der City. Hana hatte ob des Kraftaktes Hunger auf Eis. Erste Bude am Ortseingang angefahren. Zahnlose Oma bediente uns wie immer asiatisch freundlich. Crash Eis ins Glas, ein Schuss farbiger Sirup hinein und ein Kroenchen zaeher Sahne obendrauf. Koestlich. Ich dachte mit Wehmut an unser gewohntes Milchspeiseeis nach deutschem Reinheitsgebot. Aber was tut man nicht alles fuer die Voelkerverstaendigung. Die Oma war's zufrieden. Wir waren wahrscheinlich die ersten Gaeste an diesem Tag.

Nach Besichtigung der Touri-Meile und einem wirklich guten Essen in einem franzoesichem Bistro machten wir uns per pedes auf den Heimweg. Hiro san erwartete uns bereits und wies uns ein. Das Getue dabei kam mir irgendwie wie in Koeln vor. Aber er war wirklich sehr nett.

Das Abendessen war wider Erwarten eine Wucht, das Ambiente und der Schnaps auch. Genuesslich liess ich diesen Tag fuer mich ausklingen, war doch anderentags eine Radtour zu einem Touri-Wasserfall geplant.

Gut geschlafen, ein Breakfast vom Feinsten, serviert von einem bestens aufgelegten Hiro san, der Tag fing gut an. Auf die Raeder, diesmal in die andere Richtung, Berge. Es ging stetig leise bergauf und ich konnte Hana und Horst zeigen, das man auch im hohen Alter von 65 Jahren durchaus noch Bergkoenig werden kann. Der Tour de France ungeachtet. Irgendwann fing ich an mich zu wundern. Keine Busse, keine Touris, die Strecke immer einsamer, bis ein freundlicher Japaner ( sind die freundich ) im vorbeifahrenden Auto Hana fragte, ob wir wuessten, das es hier Braunbaeren gaebe. Unglaeubiges Kopfschuetteln und der Blick, wat nu ? Der freundliche Herr meinte, wir kaemen gleich an einen Parkplatz. Von da aus nur noch 20 Minuten durch den Wald bis zum Wasserfall. Wir sollten allerdings dabei viel Krach machen und so. Das hielte die Baeren ab. Aha. Ich dachte, der will uns vera...... ! Hm, aber man weiss ja nie. Umkehren, naeh ! Also auf den Wanderweg. Fahrraeder geparkt. Hana hatte wie immer alles am Mann bzw. an der Frau. Eine Art Signalpfeiffe aus dem 100 yen (1 Euro shop ) Shop. So traellerten wir uns den Waldweg hinauf bis zum Wasserfall. Jodelnd, Singend, Groelend. Die Baeren muessen gedacht haben, sind die bekloppt. Der Baer hatte also keine Chance und liess sich demnach auch nicht blicken. Unterwegs begegneten wir ungefaehr 6 Japanern. Ich konnte den Baer gut verstehen. Aufgrund des Alters und der nur Haut und Knochen haette ich als Baer auch keine Lust auf Mahlzeit gehabt. Ich blickte so an mir runter und dachte , na ja.

Den Wasserfall erreicht, das unausweichliche sugoi ausgestossen, Fotos gemacht und immer wieder geguckt, wo ist der Baer.

Keiner da, also den Weg in gleicher Weise zurueck. Fahrraeder waren noch da, drauf und im Sauseschritt bergabwaerts.

Unterwegs gab es das Sengataki Onsen-Bad. Ein Entspannungsbad in der Natur. Ich glaube, das sich hierhin nur wenige verlaufen. Also ausprobieren. Vorschriften gelesen, bebildert. So konnten auch wir verstehen, das Taetowierte, Kinder, schwangere Frauen, hier keinen Zutritt hatten. Wir also Schuhe aus, Handtuecher in Empfang genommen, uns getrennt nach Maennlein und Weiblein und ab in die Entspannung. Aha, geduscht wird im Sitzen auf einem Plastikstuehlchen vor einem Spiegel. Eine Schale stand auch bereit. Damit uebergiesst man sich, um den anderen neben sich vor Spritzern zu bewahren. Der Plastikstuhl schien fuer mich nicht geeignet und so duschte ich in gewohnter Weise im Stehen. Das hatte den Vorteil, das ich die Kabinen ueberblicken konnte und bei mir dachte, sind die duenn Mann. Also, ich meine die Japaner. Und wieder blickte ich an mir runter. Nach dieser Zeremonie ab ins heisse Wasser. Das war wohltuend und entspannend. Horst und ich haben es genossen. Fuer 14 Uhr hatten wir uns draussen wieder verabredet. Hana sass bereits in einem dieser Massagestuehle und rief immer wieder sugoi, sugoi. Na ja, dachte ich, das gibt es ja bei uns mittlerweile im Huerth Park auch.

Zurueck aufs Fahrrad und ab ins Hotel. Wer erwartet uns da schon freundlich. Genau - Hiro san. Dem entging nichts. Anderentags war wieder Auschecken angesagt. Ich steckte Hiro san ohne Wissen von Hana eine Visitenkarte derselben zu und machte im klar, das Hana eine bedeutende deutsche Saengerin ist. O weh, bis zur Abreise keine Chance mehr, seiner Freundlichkeit zu entgehen. Fotos machen, Visitenkarten tauschen, Emailadresse geben, usw. . Der uns abholende Taxifahrer bekam von Hiro san warme Worte, wie er uns zu fahren hatte. Unser Foto steht nunmehr bereits auf seiner Facebookseite.

Ich habe diese Tage in diesem Ort Karuisawa wirklich genossen, wohlwissend, das ich in meinem Leben hier nie wieder hinkomme.

Im Shinkansen ging es dann 4 Stunden zurueck nach Osaka. Haette jetzt um Mitternacht auch nicht geglaubt, das man soviel ueber 3 Tage schreiben kann.

In diesem Sinne - es steppt der Baer

Konny
 

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